Dienstag, 26. Februar 2013

Vorweihnachtszeit & Weihnachten

Man glaubt es kaum, aber auch in Suedamerika, bei 30 Grad, Sonne und Palmen, schmuecken alle ihre Haeuser extrem von innen und von aussen in der Weihnachtszeit! 
Ich weiss zwar, es ist bald Weihnachte, hoere in Deutschland hats geschneit, denke andauernd an zu Hause. So ein richtiges Weihnachtsgefuehl kommt jedoch nicht auf.

Die letzten Tage vor dem 24. Dezember sind sehr stressig. Alle rennen in die Eikauftszentren, um neue, feierliche Klamotten fuer Heiligabend zu kaufen. Finden tut man zwar nichts, die Hauptsache ist aber, man hatte Stress. Man trifft ueberall viele Leute ; Freunde, Klassenkamerade, Nachbarn. Immer mal wieder kurze small talks, Fragen ueber den Verlauf der Ferie, ueber die neue Familie und, ob ich Deutschland denn sehr vermisse. Immer wieder wird man zurueck geworfen, vermisst die Heimat, die Kaelte, das typische Weihnachtsessen, Plaetzchen backen, die Familie und Freunde. Alles ist anders. 


In jedem Haus steht zwar ein Plastiktannenbaum mit weissem Kunstschnee, trotzdem kann man nicht fassen, dass das Jahr ohne die Gewohnheiten aus dem Heimatland zu Ende geht. Man muss sich immer wieder erinnern: "Oh, es ist ja Dezember!", glauben tut man diese Worte aber irgendwie nicht. 

Die Zeit rast auf Heiligabend zu. Es ist 2 Tage vor Weihnachten und ich bin mit meiner Familie im Supermarkt, um Plaetzchenteigzutaten zu besorgen. Aber natuerlich habe ich die Basiszutaten nicht finden koennen. Mehl, ungesalzene Butter, Backpulver, Vanillezucker, usw. U.N.A.U.F.F.I.N.D.B.A.R! Die Verkaeuferin hat mich sogar ernsthaft gefragt: " Und was soll das sein?", als ich zwei Zitronen auf das Kassenband gelegt habe. 
Das muss man jetzt aber nicht verstehen, oder? 
Alle pralen mit ihren tropischen Fruechten, die es ja nur hier in Suedamerika gibt, aber eine Zitrone kennen se nicht? WOW.

Mit der Haelfte der Zutaten haben mich meine Eltern dann daheim abgesetzt und sind nochmal ins Einkaufszentrum gefahen, um die restlichen Sachen fuer den 24. Dezember zu besorgen. Mit super guter Laune und lauter Musik bereiten mein Bruder und ich mitgroehlend das Abendessen vor. Die Laune konnte nicht besser werden. Wir lachen und tanzen in der Kueche rum und nichts scheint uns aus unserer Hochphase reissen zu koennen.
- Bis meine Gasteltern nach Hause kommen. "Unser Auto wurde aufgebrochen, waehrend wir einkaufen waren." WHAT? " Alle Sachen wurden geklaut. Alle Weihnachtsgeschenke, Handys, Geld und Sachen, die Verwandte aus Margarita extra fuer Weihnachten an uns geschickt haben." Von jetzt auf gleich ist die Stimmung gestorben. Wer macht denn sowas???  Zwei Tage vor Weihnachten nochmal richtig abgesahnt... 
Und ausgerechnet heute hat mein aeltester Bruder sein Handy das erste Mal im Auto vergessen. SCHEISSE. 
Meine Gastmutter sitzt heulend im Schlafzimmer, Mein Gastvater telefoniert sauer mit irgendwelchen Personen und mein Gastbruder versucht hektisch uebers Internet sein Blackberry zu sperren. Das Essen ist kalt. Und dann klingelt es an der Tuer. Freunde der vorherigen Familie kommen, um mir froher Weihnachten zu wuenschen, bringen mir eine typisch venezolanische Nachspeise und eine Karte vorbei. Ein kurzes Gespraech, aber der Zeitpunkt ist einfach nicht passend.


WEIHNACHTEN



Es ist der 24. Dezember. Mittags werden nochmal "schnell" die Klamotten fuer den Abend gekauft und anschliessend verbringe ich 3 Stunden im Friseur, um mir ein paar Locken machen zu lassen. Hier ist eben alles ein bisschen entspannter. Es ist 7 Uhr, als ich nach Hause komme. Alle ausser mir und meinem aeltesten Bruder, sind fertig. Umgezogen, schick gemacht. Schnell ziehen wir uns um, ich schminke mich schnell und dann kommen auch schon die Gaeste. Wir stossen an. Meine Gastmutter spricht einen Toast, wuenscht mir und meiner Familie aus Deutschland viele gute Dinge und dann wurde auch schon geboellert. 
Ja, hier wird an Weihnachten geboellert, und das nicht wenig. 

Es ist heiss und schwuel und nach einer Stunde sind meine Locken tot. Na toll. 
Immer wieder schleiche ich mich raus auf die Strasse, um eine zu rauchen und denke an Deutschland. Der Gedanke daran, dass wirklich heilig Abend sein soll, ist komisch. Fuer mich fuehlt es sich eher an, wie eine Hausparty meiner Gasteltern. Meine Brueder, die Nachbarskinder und ich verbringen den Abend auf der Strasse, um zu boellern. Ueberall hoert und sieht man Feuerwerke, Musik und Menschen auf den Strassen. 
Es ist Mitternacht als das grosser Feuerwerk beginnt. Mein Gastvater, meine Brueder und ich sprengen fast das Haus, waehrend meine Gastmutter schnell die Geschenke unter den Plastikbaum legt. Schnell schleicht sich Mery wieder zu uns in die Gruppe, kurz bevor das Feuerwerk endet. "Lasst uns schnell rein gehen. Santa war bestimmt schon da!" Schreit mein kleiner Bruder, nimmt meine Hand und zieht mich ins Haus. Und welch Zufall: die Geschenke sind angekommen. 
Für meinen kleinsten Bruder (Luis Angel) ein ferngesteuerter Helikopter, für den mittleren (Luis Alejandro) eine PSP, für den ältesten (Luis Ramon) ein iPod, für meine Gastmama ( Mery) und mich Goldohrringe und für meinen Gastvater ( Luis Tadeo ) 'ne Guess Uhr. WOW! Großzügig!



Schnell wurden ein paar Familienfotos geschossen und danach wird endlich gegessen!HUNGER! Hallacas, ein typischer Salat, Schweinefleisch und Schinkenbrot. Total anders als in Deutschland und ein komplett neues Geschmackserlebnis. 

Gut hat's auf jeden Fall geschmeckt, dennoch vermisse ich die Gewohnheiten von zu Hause. Jedoch geht's mir erstaunlich gut, dafür, dass ich Weihnachten in einer Familie verbringe, die ich ja eigentlich gar nicht kenne. Das Gefühl, dass wirklich Weihnachten ist, packt mich irgendwie nicht. Ist vielleicht auch besser so für meine Stimmung.
Es ist ca. 2 Uhr, als wir fertig sind mit essen. Luis, mein Gastvater und ich helfen meiner Gastmutter ein bisschen aufzuräumen. Danach verschwinden alle ins obere Stockwerk und Luis und ich setzen uns auf die Couch im Wohnzimmer und reden über die Unterschiede, von der Art Weihnachten zu feiern, in unseren Heimatsländern. 
Wir verlieren uns in unserem Gespräch. Und als wir das nächste Mal auf die Uhr schauen ist es 6 Uhr. WHAT ? 6 Uhr? Oha!

Ich ziehe mich um, mach' mich bettfertig und wir schleichen hoch ins Zimmer von Luis, wo alle Brüder diese Nacht schlafen. Ziemlich schnell schlafen wir ein. Bis wir um 3 Uhr mittags aufwachen. Total müde und fertig stelle ich mich unter die Dusche, in der Hoffnung wach zu werden. Klappt aber irgendwie nicht. 
Ich zieh' mich an, als Mery auch schon nach mir ruft. "Paulina, biste fertig? Beeil dich, wir fahren zu Freunden. Dort findet eine Poolparty statt." Es ist der 25. Dezember und ich fahr zu 'ner Poolparty, ciao... 
Völlig verstrubbelt und ungeschminkt hetze ich zum Auto, wo auch schon alle auf mich warten. Wir fahren ca. 1 Stunde zu einem anderen Dorf, wo es gefühlte 40°C heiß ist. Währenddessen mache ich mich im Auto fertig, um nicht ganz so ranzig auszusehen. 
Im Haus der Freunde angekommen:
Laute Musik, betrunkene Leute im Garten, Kinder und Erwachsene im Pool. In der Küche: Kuchen, Snacks und Alkohol. Und im klimatisierten Wohnzimmer sitzen die Männer an einem großen Tisch und spielen Poker, während sie Whiskey trinken.
Es ist laut, heiß und schwül und es herrscht totales Chaos. Leute mit Hemden und guten Schuhen, Frauen mit Cowboyhüten und hautengen Jeans, nasse Menschen mit Badesachen, Kinder und Alte. Viele tanzen zwischendurch zu lautem "Vallenato" und schrammeln auf der "Charrasca" ( das Instrument für Betrunkene ). Ich setze mich mit Luis draußen auf ein kleines Mäuerchen im Schatten, nachdem wir alle begrüßt haben. Abseits. Ein wenig.
Und schon wird mir ein Glas Wodka Maracuja von der Gastgeberin in die Hand gedrückt. "Erfrischung, mein Kind!" Ah, ok.. Nichts gefrühstückt, geschweige denn zu mittag gegessen, um halb 5 im schwülen Venezuela gesessen und am Wodka genippt. Prost! 
Es wird immer später, die Leute immer betrunkener und ich sterbe fast vor Hunger. Mir ist total langweilig, wechsel 100 Mal die Location. Sitze mal im Wohnzimmer, im Garten oder in der Küche. In den Pool kann ich nicht. Zu viele Menschen. Luis und ich versuchen irgendein interessantes Gesprächsthema zu finden, doch es gelingt uns nicht. Zu müde, zu hungrig, zu down. Wir schießen ein paar Fotos mit meiner Kamera, um überhaupt etwas zu machen und dann kam Essen. WUHU! Das Beste vom Tag. Gegrillte Schweinefleischspieße und Salat für jeden. Das Fleisch ist zwar zäh, und kaum kaubar, jedoch steigt die Stimmung ein wenig. Endlich was zu Essen und eine Beschäftigung. Kurze Zeit danach machen wir uns auch schon wieder auf den Heimweg. Meine Gasteltern sehr angetrunken und mit bester Stimmung scherzen und machen Witze auf der Heimfahrt.


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